ISSN: 2161-1068
Dagmar Schweinfurth, Reinholdt-Dieter Baier und Sven Richter
Tuberkulose bleibt trotz der Verfügbarkeit von Antibiotikabehandlungen eine Herausforderung für die Medizin. Ein Drittel der Weltbevölkerung leidet an latenter Tuberkulose. In Ländern mit hohem Einkommen ist Abdominaltuberkulose eine seltene Erkrankung, während Peritonealtuberkulose und Milzabszesse sogar in Ländern mit höherer Prävalenz von Abdominaltuberkulose noch seltener auftreten. Wir beschreiben eine solche seltene Konstellation von Peritonealtuberkulose und Milzabszess. Unser Fall veranschaulicht die Herausforderungen bei der Diagnose von Abdominaltuberkulose und weist darauf hin, dass Tuberkulose immer dann im Auge behalten werden sollte, wenn unspezifische Befunde in der Abdominalbildgebung oder ungewöhnliche Operationsbefunde auftreten. In unserem Fall lieferte eine gründliche Anamnese – einschließlich expliziter Fragen zu Tuberkuloseexpositionen vor Jahrzehnten – den einzigen Hinweis auf die korrekte Interpretation ansonsten unspezifischer Befunde. In unserem Fall kam Tuberkulose als Differentialdiagnose zur Peritonealkarzinose erst nach der histopathologischen Untersuchung in Betracht, gefolgt von einer rechtzeitigen Diagnostik hinsichtlich einer Lungenbeteiligung und einer möglichen Infektiösität.