Sisay Getu*, Tegenaw Tiruneh, Henok Andualem, Wasihun Hailemichael, Misganaw Gebru, Demeke Mesfin, Alemayehu Digissie
Hintergrund: Anämie bezeichnet einen Zustand, bei dem der Hämoglobingehalt des Blutes niedriger ist als für Alter, Geschlecht und Umgebung der betreffenden Person normal, was zu einer verringerten Sauerstofftransportkapazität des Blutes führt. Anämie tritt besonders häufig bei erwachsenen HIV/AIDS-Patienten auf. Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz von Anämie und den damit verbundenen Faktoren bei erwachsenen HIV/AIDS-Patienten zu ermitteln, die zur Nachuntersuchung in das Gesundheitszentrum Woreta in Nordzentral-Äthiopien (NCE) kommen.
Methoden: Von Oktober bis Dezember 2020 wurde eine Querschnittsstudie durchgeführt. Insgesamt wurden 230 Teilnehmer mithilfe einer einfachen Zufallsstichprobenmethode ausgewählt. Demografische und klinische Daten wurden mithilfe eines strukturierten Fragebogens erhoben, während venöse Blutproben mit Sysmex KX-21 (Sysmex Corporation, Kobe, Japan) und BD FACS zur Bestimmung von Hämoglobin bzw. CD4 entnommen und analysiert wurden. Die Daten wurden dann in EPI Info Version 3.5.3 eingegeben und auf SPSS Version 25.0 übertragen und dort analysiert. Zur Zusammenfassung der Daten wurden deskriptive Statistiken einschließlich Häufigkeiten, Anteilen, Mittelwerten und Standardabweichungen verwendet. Zur Ermittlung der mit Anämie verbundenen Faktoren wurde eine logistische Regressionsanalyse durchgeführt. Ein P-Wert ≤ 0,05 wird als statistisch signifikant angesehen.
Ergebnis: Insgesamt wurden 230 Teilnehmer in die Studie aufgenommen, was einer Rücklaufquote von 100 % entspricht. Die meisten der 120 Befragten (58,2 %) waren zwischen 31 und 45 Jahre alt. Die Prävalenz von Anämie im Untersuchungsgebiet betrug 37,8 %. Alkoholkonsum, klinisches Stadium, CD4-Zahl und Medikamentenschema standen in signifikantem Zusammenhang mit dem Anämiestatus erwachsener HIV/AIDS-Patienten. Die Wahrscheinlichkeit, an Anämie zu leiden, war bei Patienten, die Alkohol tranken, 2,1-mal höher (AOR: 2,1, 95 % CI: 1,1, 4,0) als bei Patienten, die keinen Alkohol tranken. Während Patienten im klinischen Stadium III 10,7-mal (AOR: 10,7, 95 % KI: 1,8, 64,0) häufiger an Anämie erkrankten als Patienten im klinischen Stadium I. Die Wahrscheinlichkeit einer Anämie war bei Patienten mit einer CD4-Zahl unter 200 1,9-mal (AOR: 1,9, 95 % KI: 1,1, 4,2) höher als bei Patienten mit einer CD4-Zahl über 500. Bei Patienten mit AZT-haltiger Arzneimitteltherapie war die Wahrscheinlichkeit einer Anämie 11,3-mal (AOR: 11,3, 95 % KI: 2,4, 54,4) höher als bei Patienten mit TDF-basierter ART-Therapie.