ISSN: 2471-9552
Erik D. Wold, Vaughn V. Smider und Brunhilde H. Felding
Eine der neueren Klassen gezielter Krebstherapeutika sind monoklonale Antikörper. Monoklonale Antikörpertherapeutika sind aufgrund ihrer hohen Spezifität, Aktivität, günstigen Pharmakokinetik und standardisierten Herstellungsverfahren eine erfolgreiche und schnell wachsende Arzneimittelklasse. Antikörper können das Immunsystem dazu bringen, Krebszellen durch komplementabhängige Zytotoxizität oder antikörperabhängige zelluläre Zytotoxizität anzugreifen. Im Idealfall kann die anfängliche Zerstörung von Tumorzellen durch die Verabreichung eines therapeutischen Antikörpers zur Aufnahme tumorassoziierter Antigene durch antigenpräsentierende Zellen führen, wodurch ein anhaltender Gedächtniseffekt entsteht. Zu den Mechanismen der direkten Abtötung von Tumorzellen durch Antikörper gehören die Erkennung von zelloberflächengebundenen Enzymen durch Antikörper, um die Enzymaktivität und -signalisierung zu neutralisieren, oder die Induktion der Rezeptoragonisten- oder -antagonistenaktivität. Beide Ansätze führen zur Zellapoptose. Bei einem anderen und sehr direkten Ansatz werden Antikörper verwendet, um Arzneimittel an Zielzellen zu liefern und Zelltod zu verursachen. Solche Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) leiten zytotoxische Verbindungen nach selektiver Bindung an Zelloberflächenantigene, Internalisierung und intrazellulärer Arzneimittelfreisetzung an Tumorzellen. Die Wirksamkeit und Sicherheit von ADCs in der Krebstherapie konnte in jüngster Zeit dank innovativer Ansätze zur ortsspezifischen Konjugation von Wirkstoffen an die Antikörperstruktur deutlich verbessert werden. Diese Technologie ermöglichte eine rationale Optimierung der Funktion und Pharmakokinetik der resultierenden Konjugate und führt nun zu Therapeutika mit definierten, einheitlichen molekularen Eigenschaften und beispiellosen Aussichten auf Fortschritte in der Krebstherapie.