ISSN: 2165-8048
Ami Schattner
Die Entscheidungsfindung von Ärzten bei Patientenkontakten ist multifaktoriell und komplex. Entscheidungen können von zahlreichen nichtklinischen Faktoren beeinflusst werden, aber der Umfang dieser Einflüsse und ihre möglichen Auswirkungen bleiben unklar. Qualitative Interviews mit Klinikern wurden analysiert und durch eine MEDLINE-Suche ergänzt. Fünfzehn Kliniker sprachen viele unangemessene nichtklinische Faktoren an und stimmten darin überein, dass diese häufig wirksam und relativ neu waren. Insgesamt wurden 75 nichtklinische Faktoren und Hindernisse identifiziert, die die Qualität und Objektivität klinischer Entscheidungen heute negativ beeinflussen können. Viele davon waren sehr verbreitet. Sie wurden in vier Hauptbereiche gruppiert: äußere Einflüsse (n=13); Komponenten des Kontakts (n=22); persönliche und kognitive Faktoren des Arztes (n=22); und patientenbezogene Faktoren, die auf den Arzt einwirken (n=18). Die Interviews und die Literatur legen einen erheblichen Einfluss auf die Qualität der Versorgung, die Ressourcennutzung und die Arzt-Patienten-Beziehung nahe. Ungerechtfertigte, allgegenwärtige Praxisvariationen können auch mit nichtklinischen Faktoren zusammenhängen. Die meisten Forschungsarbeiten sind begrenzt und basieren auf Umfragen unter Ärzten und Antworten auf Vignetten. Alternative prospektive Methoden werden vorgeschlagen. So scheinen die Entscheidungen von Ärzten oft von zahlreichen, allgegenwärtigen und möglicherweise ungeeigneten nichtklinischen Faktoren beeinflusst zu sein. Inzwischen sind vielfältige Aufklärungsbemühungen und Systemänderungen möglich und werden die möglicherweise erheblichen unerwünschten Auswirkungen wahrscheinlich verringern.