ISSN: 2165-7548
Anas Al-Kahwa
Hintergrund: Zwerchfellverletzungen sind eine diagnostische und therapeutische Herausforderung.
Materialien und Methoden: Wir präsentieren einen gemeinsamen Überblick über die klinische Literatur von 1167 Patienten, die zwischen 1957 und 2014 in verschiedenen Zentren wegen eines stumpfen Zwerchfellrisses (BDR) behandelt wurden. Außerdem berichten wir über den ungewöhnlichen Fall eines 17-jährigen Mannes, der infolge eines Sturzes mit geringer Geschwindigkeit einen isolierten linksseitigen Zwerchfellriss mit Eingeweideherniation erlitt.
Ergebnisse: 70 % der Patienten waren männlich und das Durchschnittsalter betrug 39,1 Jahre. Der mediane Injury Severity Score (ISS) lag bei 32,9. Autounfälle waren mit 89 % der Fälle die häufigste Ursache für einen BDR. Linksseitige Zwerchfellrupturen traten fast dreimal häufiger auf als rechtsseitige. Ein Zwerchfellriss tritt bei stumpfen Traumata selten als isolierte Verletzung auf . 95–100 % der Patienten mit BDR haben damit verbundene Verletzungen, darunter Kopfverletzungen (30 %), Brustverletzungen (51 %), Beckenfrakturen (39 %), mehrere Rippenfrakturen (46 %), Milzverletzungen (42 %), Leberverletzungen (28 %) und Darmverletzungen (22 %). Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs konnte in 17–61 % der Fälle BDR diagnostizieren, während die CT eine Sensitivität zwischen 82 und 100 % aufwies. Die Sterberate wurde in unserer Studie auf 21,6 % geschätzt.
Schlussfolgerung: Bei jedem stumpfen Trauma sollte an BDR gedacht werden, auch wenn die meisten Fälle mit einem Aufprall mit hoher Geschwindigkeit bei einem schweren Verkehrsunfall zusammenhingen. Für eine frühe Diagnose sind ein hoher klinischer Verdacht und wiederholte und selektive radiologische Untersuchungen erforderlich. Trotzdem können eine angemessene anfängliche Wiederbelebung und die Korrektur anderer schwerer Verletzungen bei Patienten mit BDR lebensrettender sein.