ISSN: 2157-7013
Martin Reichert, Andreas Hecker, Alexander Brobeil, Julia P. Holler, Anca-Laura Amati, Stefan Gattenlöhner, Johannes Bodner und Winfried Padberg
Einleitung: Kolon- und Rektumkarzinome sind die dritthäufigste Krebserkrankung weltweit und bergen ein hohes Risiko der synchronen (25 %) oder metachronen (50 %) Ausbreitung von Lebertumoren. Für therapeutische Entscheidungen ist die Differenzialdiagnose zwischen benignen und malignen Leberläsionen im Computertomogramm von großer Bedeutung. Wir diskutieren hier angeborene Leberzysten aus dem primitiven Vorderdarm als mögliche Differenzialdiagnose für Lebermetastasen eines kolorektalen Primärtumors.
Falldarstellung: Eine 56-jährige kaukasische Patientin mit der Erstdiagnose eines Adenokarzinoms des Rektums wurde zunächst aufgrund synchroner Lebermetastasen (pT3 pN1(2/13), G2, pM1(HEP), L1, V0, pR0) in kurativer Absicht mit einer anterioren Rektumresektion und Hemihepatektomie behandelt. Das Follow-up-Staging nach 2 Jahren zeigte rezidivierende Lebermetastasen. Es wurde eine lokale Resektion der Leberherde durchgeführt. Eine von drei Läsionen wurde als klassische ventrale, aus dem Vorderdarm stammende bronchogene Zyste klassifiziert, die subkapsulärer in der Leber lokalisiert ist. Eine Follow-up-Resektion der Lungenmetastasen wurde 13 Monate später durchgeführt. Die Patientin ist 68 Monate nach der Primäroperation noch am Leben und gesund.
Schlussfolgerungen: Für die Diagnose und Behandlung von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome ist es sehr hilfreich, mögliche Differentialdiagnosen in der Röntgenbildgebung zu kennen. Aus dem Vorderdarm stammende Zysten können histologisch in zilienbehaftete Leber-Vorderdarmzysten und bronchogene Zysten unterteilt werden. Während zilienbehaftete Leber-Vorderdarmzysten bekanntermaßen in der Leber lokalisiert sind, präsentieren wir den seltenen Fall einer bronchogenen Zyste, die im Leberparenchym lokalisiert war.