ISSN: 2165-8048
Frank Comhaire und Gabriël Devriendt
Nach Ansicht der Autoren ist die Krankheit, die als chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS), Fibromyalgie oder myalgische Enzephalomyelitis bezeichnet wird, in erster Linie auf eine Störung des Immunsystems zurückzuführen und sollte eher als „systemische Immunstörung“ bezeichnet werden. Diese Störung ist wahrscheinlich auf externe Faktoren zurückzuführen, wie etwa eine unzureichende Stressanpassung oder eine (retro-)virale Infektion, die die Funktion der Gedächtnis-T-Lymphozyten bei Personen dereguliert, die aufgrund genetischer oder epigenetischer Veränderungen prädisponiert sind. Chronische Entzündungen mit Überproduktion von Zytokinen, reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies verursachen eine mitochondriale Dysfunktion mit Stoffwechselstörungen, die zu Muskel- und Gehirnsymptomen führen.
Die Referenzbehandlung, bestehend aus kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) und abgestuftem Training (GET), betrachtet CFS als somatoforme Krankheit, hat sich jedoch als unwirksam erwiesen. Die kausale Therapie sollte auf die Wiederherstellung der T-Zellfunktion ausgerichtet sein und wird derzeit geprüft. Die organgerichtete Behandlung zielt auf die Verbesserung der Stresstoleranz, die Verringerung von Entzündungen und oxidativem Stress sowie die Optimierung der Mitochondrienfunktion durch nutrazeutische Nahrungsergänzung. Die symptomatische Behandlung erfolgt mit Antidepressiva, Beruhigungsmitteln und Schmerzmitteln. Experimentelle Behandlungen greifen in das Immunsystem ein oder versuchen, den Gehirnstoffwechsel zu aktivieren und müssen weiter untersucht werden. Nebenwirkungen einer Langzeitmedikation müssen vermieden werden. Nach Ansicht der Autoren kann ein akzeptables Therapieergebnis häufig durch die Kombination von Meditation, Achtsamkeit, Anpassung des Lebensstils und der Ernährung mit ergänzender Nahrungsergänzung durch Nutrazeutika und Pflanzenextrakte erreicht werden.