ISSN: 2161-038X
Zaira F. Kharaeva, Ismail A. Miziev, Diana H. Shorova, Michael Papacharalambous, Chiara De Luca und Liudmila Korkina
Ziele: Trotz großer Fortschritte bei der Behandlung erektiler Dysfunktion (ED) durch Phosphodiesterasehemmer verhindern Sicherheitsbedenken ihre routinemäßige Anwendung bei Männern mit leichten bis mittelschweren Formen. Mehrere pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel haben sich als akzeptable Ersatzstoffe für herkömmliche Medikamente gegen erektile Dysfunktion erwiesen. Die meisten Medikamente/Nahrungsergänzungsmittel gegen erektile Dysfunktion wirken über Stickoxid (NO)-abhängige molekulare Wege, die auf eine durch NO induzierte Entspannung der glatten Muskulatur der lokalen Gefäße des Corpus cavernosum zurückzuführen sind. Eine randomisierte, einfach verblindete, selbstkontrollierte klinische Untersuchung hat kürzlich gezeigt, dass eine Nahrungsergänzung mit marinen Kollagenpeptiden ( MCP) in Kombination mit ausgewählten Antioxidantien die Nitrit-/Nitratplasmaspiegel sowie die Hautverjüngung und allgemein energetisierende (hormesisähnliche) Effekte deutlich erhöht. Diese Pilotstudie sollte die mögliche klinische Wirkung dieses Nahrungsergänzungsmittels gegen erektile Dysfunktion und deren Mechanismen aufzeigen.
Methoden: Fünfzehn ansonsten gesunde Männer (Altersspanne 55-61 Jahre), die keine Geschlechtsorganerkrankungen/-fehlbildungen, keinen Diabetes oder Prädiabetes, keine Arteriosklerose, kein metabolisches Syndrom, keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder keinen Testosteronmangel aufweisen und an einer leichten bis mittelschweren erektilen Dysfunktion leiden, die durch den International Index of Erectile Function (IIEF-5 ≤ 20) diagnostiziert wurde, wurden für eine klinische Pilotstudie rekrutiert. Die Teilnehmer erhielten 30 Tage lang täglich 2 Kapseln mit MCP + Antioxidantien. Mehrere Funktionen zirkulierender Phagozyten (Granulozyten und Monozyten), Plasmaspiegel von Makrophagen-zielenden Zytokinen und Nitriten/Nitraten, die Expression von Genen, die induzierbare und endotheliale Stickoxidsynthase (iNOS bzw. eNOS) kodieren, und der ATP-Gehalt in Phagozyten sowie die Aktivität der Glutathionperoxidase (GPX) in Erythrozyten wurden zweimal aufgezeichnet, bei Aufnahme und bei Beendigung der oralen Supplementierung. Achtzehn altersentsprechende Männer ohne ED und 41 gesunde Probanden beiderlei Geschlechts (Altersspanne 20-65 Jahre) dienten als Kontrollgruppe.
Ergebnisse: Die Nahrungsergänzung erwies sich als sicher und verursachte keine Nebenwirkungen. Der IIEF-5-Score war bei 100 % der Teilnehmer um durchschnittlich 3–4 Punkte erhöht. Die Nahrungsergänzung mit MCP+ -Antioxidantien führte zur Aktivierung der Abwehrfunktionen der Phagozyten (Phagozytose, intrazelluläre Abtötung von Bakterien und Produktion reaktiver Sauerstoffspezies), zu erhöhten Plasmaspiegeln von Nitriten/Nitraten, TNF-alpha und INF-gamma, zu erhöhten ATP-Spiegeln der Phagozyten und zur Hochregulierung von iNOS-RNA. Obwohl diese Parameter statistisch signifikant erhöht waren, blieben sie im normalen Wertebereich. Es gab keine Veränderungen beim eNOS-Ausdruck, der GPX-Aktivität und den IL-10-Spiegeln.
Diskussion: Wir schlagen einen neuen Mechanismus zur möglichen Regulierung der Erektion des Penis durch die anfängliche selektive Stimulation von Toll-like-Rezeptoren auf zirkulierenden Phagozyten vor, um diese in defensive M1-Zellen umzuwandeln, die erhöhte Mengen an TNF-alpha und INF-gamma produzieren, zusammen mit einer hormesisähnlichen moderaten Induktion von iNOS. Der gemessene Anstieg der ATP-Werte könnte die NO-Freisetzung der Phagozyten durch die Interaktion mit Adenosinrezeptoren erleichtern.
Schlussfolgerungen: Zum ersten Mal wurde gezeigt, dass marine Kollagenpeptide in Kombination mit ausgewählten Antioxidantien eine erektile Wirkung haben, und zwar über andere Mechanismen als die zuvor beschriebenen. Diese orale Ergänzung könnte bei leichter bis mittelschwerer erektiler Dysfunktion als sichere und wirksame Alternative zu Medikamenten gegen erektile Dysfunktion angesehen werden. Es sind weitere mechanistische Studien sowie groß angelegte, multizentrische, placebokontrollierte klinische Studien erforderlich.