ISSN: 2329-9509
Andreas Schicho, Philipp Birk, Kevin Seeber, Peter H. Richter und Florian Gebhard
Stumpfe Beckentraumata sind häufige Verletzungen, insbesondere bei älteren Patienten. Es ist bekannt, dass die Standardröntgendiagnostik nicht alle Frakturen erkennt. Wir haben eine retrospektive Studie durchgeführt, um fundierte Erkenntnisse über den tatsächlichen Informationswert einer einzigen, einfachen Beckenröntgenaufnahme bei diesen Verletzungen zur Erkennung von Acetabulum- und proximalen Femurfrakturen als standardisierten Ausgangspunkt der radiologischen Untersuchung zu gewinnen. Wir analysierten die von einem staatlich geprüften Radiologen validierten Röntgenberichte von Patienten ab 75 Jahren, die ein stumpfes Beckentrauma erlitten hatten und bei denen über einen Zeitraum von 3 Jahren in der Notaufnahme sowohl eine Standard-Beckenröntgenaufnahme als auch eine Becken-CT-Aufnahme durchgeführt wurden. Bei 233 Patienten ab 75 Jahren fanden wir 35 Acetabulumfrakturen. Die berechnete Spezifität der einfachen Röntgenaufnahme war hoch (97,3 %), die Sensitivität jedoch eher gering (66,6 %). Der positive und negative Vorhersagewert betrug 85,7 % bzw. 92,4 %. Die Anzahl der im CT gefundenen proximalen Femurfrakturen war vergleichbar (n = 46; Prävalenz 19,8 %). Die berechnete Sensitivität betrug 82,6 %, die Spezifität 93,0 %, die positiven prädiktiven und negativen prädiktiven Werte lagen bei 74,5 % bzw. 95,6 %.
Wir empfehlen daher eine CT des Beckens immer dann, wenn Zweifel an der Aussagekraft der AP-Röntgenaufnahme bestehen, die obligatorische klinische Beurteilung nicht ausreicht oder Risikofaktoren für Frakturen (Osteoporose, Malignom) bekannt sind.