ISSN: 2155-9899
Sunil K. Chauhan, Thomas H. Dohlman und Reza Dana
Die normale Hornhaut enthält weder Lymph- noch Blutgefäße und unterdrückt daher sowohl die afferenten (lymphatischen) als auch die efferenten (vaskulären) Arme der Immunantwort, was zu ihrem „Immunprivileg“ beiträgt. Durch eine Entzündung wird dieses einzigartige „Immun-“ und „angiogene“ Privileg der Hornhaut jedoch zunichte gemacht. Das abnorme Wachstum von Blutgefäßen aus bereits vorhandenen Limbusgefäßen in die Hornhaut wird seit vielen Jahren untersucht, aber erst vor kurzem wurde die Bedeutung neuer Lymphgefäße (Lymphangiogenese) bei entzündlichen Augenerkrankungen nachgewiesen. Während Blutgefäße in der entzündeten Augenoberfläche einen Eintrittsweg für Immuneffektorzellen in die Hornhaut bieten, erleichtern Lymphgefäße den Austritt von antigenpräsentierenden Zellen und antigenem Material aus der Hornhaut zu den regionalen Lymphknoten und fördern so die Induktion der adaptiven Immunantwort. Dieser Bericht fasst die aktuellen Erkenntnisse zur Lymphangiogenese in der Hornhaut zusammen und beschreibt ihre molekularen Mediatoren. und erörtert die Schnittstelle zwischen kornealer Lymphangiogenese und adaptiver Immunität. Darüber hinaus werden die pathophysiologischen Auswirkungen der kornealen Lymphangiogenese im Zusammenhang mit allo- und autoimmunvermittelter Hornhautentzündung erörtert.