ISSN: 2332-0915
Enzian Wyschka, Kreshnik Myftari, Edmond Pistulli
Das albanische Gewohnheitsrecht war Gegenstand ständiger Forschung und Diskussionen. In der aktuell verfügbaren gedruckten Fassung wird es weitgehend mit dem Kanun gleichgesetzt, einer Sammlung traditioneller Gesetze und Verordnungen, die in den nördlichen Regionen des Landes galten. Es wurde fälschlicherweise als Blutrachestatut interpretiert, war aber in Wirklichkeit eine Sammlung von Regeln, Gesetzen und Verordnungen, die als Straf- und Zivilgesetzbuch für ganze Gebiete dienten und als einziges Instrument der Rechtsstaatlichkeit betrachtet wurden, insbesondere während der fünf Jahrhunderte osmanischer Besatzung. Eine detaillierte Beschreibung von Verbrechen, Vergehen, Ordnungswidrigkeiten und Übertretungen mit den jeweiligen Straf- und Entschädigungsformen deutet darauf hin, dass das Dokument sowohl in forensischer als auch in rechtlicher Hinsicht von einem äußerst ausgefeilten Ansatz zu diesen Phänomenen zeugt.