Liesa van der Aa1, Marijn van der Sluis1, Sandra den Otter1, Frank van Boven1, MW van der Ent1
Hintergrund: Es ist umstritten, ob Patienten mit immunvermittelten Erkrankungen (IMD) einem erhöhten Risiko einer Infektion mit SARS-Cov-2 und eines schweren Krankheitsverlaufs ausgesetzt sind. Ziel dieser Studie war es, die kumulative Inzidenz und Schwere von COVID-19 bei Patienten mit immunvermittelten Erkrankungen und primärer Immundefizienz unter Berücksichtigung der Einhaltung von Maßnahmen zur sozialen Distanzierung zu bewerten.
Methoden: Es wurde eine Längsschnitt-Kohortenstudie mit ambulanten Patienten der Abteilung für klinische Immunologie eines tertiären medizinischen Zentrums durchgeführt, wobei ihre Haushaltsmitglieder als Kontrollpopulation dienten. Fragebögen zu COVID-19, Schwere der Erkrankung und Einhaltung von Maßnahmen zur sozialen Distanzierung wurden systematisch telefonisch ausgefüllt. Die kumulative Inzidenz wurde vom Beginn der Pandemie bis zum 29. Januar 2021 berechnet.
Ergebnisse: 552 Patienten (medianes Alter 52,4 Jahre (Bereich 18,2–89,0), 61,6 % weiblich) mit Autoimmun-/Autoinflammatorischen Erkrankungen oder einer Immunschwäche und 486 Haushaltsmitglieder (medianes Alter 49,8 (Bereich 18,0–88,4) Jahre, 41,8 % weiblich) wurden eingeschlossen. Die kumulative Inzidenz von COVID-19 betrug 8,2 % bei Patienten und 9,7 % bei Haushaltsmitgliedern. Die Hospitalisierungsrate bei Patienten war höher als bei Haushaltsmitgliedern (p=0,03). Die kumulative Inzidenz von COVID-19 war bei Patienten höher als bei der niederländischen Gesamtbevölkerung (8,2 % vs. 5,6 %, p<0,001). Die Einhaltung von Maßnahmen zur sozialen Distanzierung war nicht mit niedrigeren COVID-19-Raten verbunden.
Schlussfolgerung: Die kumulative Inzidenz von COVID-19 war bei Patienten mit IMD im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung höher, aber ähnlich wie bei ihren Haushaltsmitgliedern, obwohl die Patienten einen schwereren Krankheitsverlauf hatten. Die Einhaltung von Maßnahmen zur sozialen Distanzierung schien die kumulative Inzidenz von COVID-19 nicht zu beeinflussen.