ISSN: 2165-7548
Robert TA Willemsen, Bas LJH Kietselaer, Ron Kusters, Frank Buntinx, Jan FC Glatz und Geert Jan Dinant
Drei Patienten kommen mit Brustschmerzen zu ihrem Hausarzt. In allen drei Fällen besteht der Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom (ACS). Im ersten Fall kann eine koronare Herzkrankheit als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden, da die Troponinwerte im Normbereich bleiben. Im zweiten Fall ist das Troponin aufgrund eines nicht ST-erhöhten Myokardinfarkts erhöht. Im dritten Fall ist das Troponin aufgrund einer Herzzellschädigung bei schwerer Lungenentzündung erhöht (d. h. die Herzschädigung wird nicht durch einen Koronararterienverschluss verursacht). In der Kardiologie werden die Diagnoseinstrumente zur Feststellung eines ACS immer zuverlässiger. In der Allgemeinmedizin sind die Diagnosemöglichkeiten zur Unterscheidung zwischen ACS und weniger schwerwiegenden Ursachen von Brustbeschwerden nach wie vor unzureichend. Beide Situationen stellen für die Ärzte in ihren jeweiligen Fachgebieten eine Herausforderung dar. Kardiologen müssen sich mit einer Abnahme der Test-Spezifität aufgrund der zunehmenden analytischen Sensitivität des hochempfindlichen Troponins auseinandersetzen und stehen vor dem Dilemma, ob sie in Zweifelsfällen eine invasive Koronarangiographie durchführen sollen oder nicht, während Allgemeinärzten immer noch angemessene Diagnoseinstrumente fehlen. Diese Schwierigkeiten werden in drei Fällen veranschaulicht, in denen Patienten in der Primärversorgung Brustbeschwerden aufweisen und schließlich an einen Kardiologen überwiesen werden. Ungeachtet der oben genannten Dilemmata führt die Kombination klinischer Argumentation mit den aktuellen Definitionen von ACS und Myokardinfarkt in allen drei Fällen zu einer eindeutigen Diagnose.