ISSN: 2161-0487
Jaco Wineke, Elisabeth Eurelings-Bontekoe, Annemiek Van Dijke, Franny Moene und Arthur Van Gool
Hintergrund: Patienten mit somatoformen Störungen neigen dazu, körperliche Beschwerden zu berichten und den Einfluss psychologischer Faktoren zu leugnen: ein Muster, das als „illusorische psychische Gesundheit“ beschrieben wird. Die vorliegende Studie untersuchte, ob sich somatoforme Patienten auf diese Weise präsentieren. In diesem Zusammenhang untersuchten wir Merkmale der Persönlichkeitsorganisation, selbstberichtete Persönlichkeitsmerkmale, Symptomatologie und Bewältigung.
Methoden: Es wurde ein Querschnittsdesign bei 79 Patienten mit somatoformen Störungen und 114 psychiatrischen Kontrollpersonen angewendet. Wir verglichen die beiden Gruppen hinsichtlich der Prävalenz der verschiedenen Profile der Persönlichkeitsorganisation, der selbstberichteten Symptome, der Bewältigung und der Persönlichkeitsmerkmale.
Ergebnisse: Im Vergleich zu den Kontrollpersonen war der narzisstische Subtyp der Borderline-Persönlichkeitsorganisation bei Patienten mit somatoformen Störungen 2,5-mal häufiger vertreten. Unerwarteterweise war auch die psychotische Persönlichkeitsorganisation bei Patienten mit somatoformen Störungen häufiger vertreten. Darüber hinaus schätzten sich Patienten mit somatoformen Störungen als sozial kompetenter ein, mit einem höheren Selbstwertgefühl und einer größeren Fähigkeit, mit Problemen umzugehen. Sie berichteten auch von weniger Wut und weniger depressiven Symptomen. Sie scheinen jedoch Angstgefühle zu erkennen.
Schlussfolgerung: Patienten mit somatoformen Störungen zeigen eine positive Selbstdarstellung und damit einhergehend eine relativ hohe Prävalenz der narzisstischen Persönlichkeitsorganisation. Die positive Selbstdarstellung bei Patienten mit somatoformen Störungen kann mit defensiver Verleugnung, d. h. illusorischer psychischer Gesundheit, zusammenhängen. Der Nutzen von Selbstberichten kann bei diesen Patienten aufgrund ihrer positiven Selbstdarstellung auf diesen Instrumenten begrenzt sein. Dies hat auch Auswirkungen auf die Verwendung von Selbstberichten im Rahmen der Beurteilung des Behandlungsergebnisses bei Patienten mit somatoformen Störungen, beispielsweise im Rahmen der routinemäßigen Ergebnisüberwachung. Die Somatisierung bei Patienten mit somatoformen Störungen könnte eine integrierende, bewahrende Funktion haben. Zukünftige Forschung sollte die Rolle der Persönlichkeitsorganisation für das Behandlungsergebnis von Patienten mit somatoformen Störungen untersuchen. Zukünftige Forschung sollte angesichts der positiven Selbstdarstellung von SFD-Patienten auch Beobachterbewertungen als Ergänzung zu Selbstberichten einschließen.