ISSN: 2161-0487
Kazama AM und Bachevalier J
Ziele: Die Amygdala ist bekanntermaßen eine zentrale neuronale Struktur bei vielen neuropsychiatrischen Erkrankungen. Sie ist vor allem für ihre Beteiligung an der Angstregulierung bekannt, spielt aber auch eine entscheidende Rolle bei appetitanregenden, flexiblen Entscheidungen. Ihr Beitrag zur Entwicklung flexiblen, zielgerichteten Verhaltens wurde jedoch noch nicht gründlich untersucht.
Design: Die vorliegende Studie untersuchte die flexible Entscheidungsfindungskompetenz nach neonatalen Amygdala-Läsionen bei nichtmenschlichen Primaten anhand eines Verhaltensparadigmas, das bekanntermaßen die flexible Überwachung zielgerichteter Entscheidungen bei Nagetieren, Affen und Menschen misst.
Methode: Rhesusaffen beiderlei Geschlechts wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, eine scheinoperierte Kontrollgruppe (N=4) und eine Gruppe mit neonatalen neurotoxischen Amygdala-Läsionen (N=5). Die Tiere erhielten die Läsionen nach 1-2 Wochen und wurden im Alter von vier und sechs Jahren in einer gleichzeitigen Abwertungsaufgabe zur Diskriminierung von Verstärkern getestet.
Ergebnisse: Obwohl neonatale Amygdala-Schäden das Lernen von Reiz-Belohnungs-Assoziationen verschonten, beeinträchtigten sie die Fähigkeit, die Objektauswahl flexibel von den mit entwerteten Nahrungsbelohnungen verbundenen Objekten abzulenken, erheblich. Die Ergebnisse waren denen bei Affen ähnlich, die im Erwachsenenalter dieselben Läsionen erlitten hatten.
Schlussfolgerungen: Die Amygdala ist also für appetitanregende Entscheidungen von entscheidender Bedeutung und liefert weitere Belege dafür, dass nach einer frühen Amygdala-Schädigung nur eine geringe funktionelle Schonung erfolgt. Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit anderen Verhaltensmessungen bei denselben Tieren und mit klinischen neuropsychiatrischen Störungen diskutiert.