ISSN: 2385-4529
Regula Everts, Manuela Wapp, Barbara C. Ritter, Walter Perrig, Maja Steinlin
Hintergrund: Es gibt nur wenig Forschung zur Bewertung der Wirkung von Gedächtnistraining bei sehr früh geborenen Schulkindern. Ziel dieser Studie war es, zu ermitteln, ob zwei Arten von Gedächtnistrainingsansätzen zu einer Verbesserung der trainierten Funktionen und/oder einer Verallgemeinerung des Trainingseffekts auf nicht trainierte kognitive Domänen führten. Methoden: 68 sehr früh geborene Kinder (7-12 Jahre) wurden nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe zugewiesen, die ein Gedächtnisstrategietraining (n=23), ein Arbeitsgedächtnistraining (n=22) oder eine Wartekontrollgruppe (n=23) durchlief. Eine neuropsychologische Untersuchung wurde vor und unmittelbar nach dem Training bzw. der Wartezeit sowie bei einer Nachuntersuchung nach sechs Monaten durchgeführt. Ergebnisse: In beiden Trainingsgruppen traten unmittelbar nach dem Training signifikante Verbesserungen verschiedener Gedächtnisdomänen auf (Nahtransfer). Eine Verbesserung der Rechenleistung der nicht trainierten Kinder wurde nach dem Strategietraining (Ferntransfer) beobachtet. Bei einer Nachuntersuchung nach sechs Monaten zeigten die Kinder in beiden Trainingsgruppen ein besseres Arbeitsgedächtnis, und ihre Eltern bewerteten ihre Gedächtnisfunktionen als besser als die der Kontrollgruppe. Das Leistungsniveau vor dem Training war negativ mit dem Trainingsgewinn verbunden. Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung kognitiver Interventionen, insbesondere der Vermittlung von Gedächtnisstrategien, bei sehr frühgeborenen Kindern im frühen Schulalter, um die kognitive Leistungsfähigkeit zu stärken und Problemen in der Schule vorzubeugen.