ISSN: 2155-6148
Alexander A. Vitin, Kenneth Martay, Youri Vater, Gregory Dembo und Marlena Maziarz
Ziel: Bewertung der Auswirkungen vasoaktiver Arzneimittel, insbesondere niedrig dosierter Vasopressin- und Phenylephrin-Infusionen, auf den Blutverlust/Transfusionsbedarf während der Dissektions- und anhepatischen (Präreperfusions-)Phase einer orthotopen Lebertransplantation.
Methoden: Es wurde eine retrospektive Analyse von 110 Fällen orthotopischer Lebertransplantationen (OLT) durchgeführt. Die untersuchten Variablen waren: Blutverlust vor und nach der Reperfusion des Lebertransplantats; durch Cell-Saver zurückgegebene Blutmengen und Mengen transfundierter Blutprodukte; Mengen infundierter Kolloide und Kristalloide; hämodynamische Parameter wie MABP, MPAP, CO/CI, SVR; Dosierung vasoaktiver Medikamente. Zu den kurz- und langfristigen Ergebnismaßen gehörten Aufenthaltsdauer (LOS), Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation, 48-Stunden-Rückkehrrate in den OP, Inzidenz der primären Nichtfunktion des Lebertransplantats, Mengen an frisch gefrorenem Plasma (FFP) und Kryopräzipitat, die auf der Intensivstation verabreicht wurden, und 1-Jahres-Mortalität. Die Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Studiengruppe bestand aus 15 Patienten, die während der Dissektions- und anhepatischen Phase des Eingriffs eine niedrig dosierte (0,04 U/min) Vasopressin-Infusion zusammen mit anderen vasoaktiven Substanzen wie Phenylephrin und Epinephrin erhielten. Die Kontrollgruppe bestand aus 95 Patienten, die bis auf eine niedrig dosierte Vasopressin-Infusion dieselben vasoaktiven Substanzen erhielten. Die Anästhesie- und Transfusionsbehandlung war in beiden Gruppen ansonsten identisch.
Ergebnisse: Der geschätzte Blutverlust vor der Reperfusion des Lebertransplantats war in der Vasopressin-Gruppe um 50,2 % niedriger (p=0,0094) und der Gesamtblutverlust um 38,8 % niedriger (p=0,0548) im Vergleich zur Kontrollgruppe von Probanden gleichen Alters, Geschlechts und mit gleichem MELD-Score. Weder bei den hämodynamischen Parametern noch beim Transfusionsbedarf oder den infundierten Volumina der Kristalloide und Kolloide wurden statistisch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festgestellt. Auch bei den Parametern für das Langzeitergebnis wurden keine Unterschiede festgestellt.
Schlussfolgerungen: Der geringere Blutverlust in der Vasopressin-Gruppe kann auf die Verwendung einer Vasopressin-Infusion zurückgeführt werden. Eine niedrig dosierte (0,04 U/min) Vasopressin-Infusion kann eine wirksame Methode zur Verringerung des Blutverlusts während der Präreperfusionsphase bei orthotoper Lebertransplantation sein.