ISSN: 2471-9315
Pierre-Yves Morvan and Romuald Vallee
Hintergrund: Dank ihres Immunsystems bildet die Haut die erste Barriere gegen Umwelteinflüsse wie chemische und physikalische Einflüsse oder Bakterien. Die auf den oberflächlichen Hautschichten vorhandenen Bakterien, Viren, Archaeen und Pilze entsprechen der kutanen Mikrobiota. Ihre Zusammensetzung ist entscheidend für das Gleichgewicht des Immunsystems. Es wurde bereits gezeigt, dass die Zusammensetzung der Mikrobiota die Entwicklung von Krankheiten wie Neurodermitis (da ein Anstieg von Staphylococcus aureus beschrieben wurde), aber auch Diabetes und Fettleibigkeit beeinflusst. Dieses Ungleichgewicht der Mikrobiota (oder Dysbiose) hängt hauptsächlich mit individuellen Faktoren (Alter), Ernährung, Umwelt- (Klima) und Verhaltensfaktoren (Hygiene, Einnahme von Antibiotika) zusammen.
Ziel: In unserer Studie interessieren wir uns mehr für die Auswirkungen eines stressigen Lebensstils auf die Hautmikrobiota und insbesondere auf Hautbakterien.
Methoden: Wir haben die Hautmikrobiota aus den Gesichtern von 70 gesunden menschlichen Probanden (im Alter von 25 bis 45 Jahren) untersucht. Zunächst arbeiteten wir mit zwei Gruppen von je 20 Freiwilligen, die anhand ihres Stresslevels ausgewählt wurden. Dabei verwendeten wir einen validierten Stressindex, die sogenannte Perceived Stress Scale (PSS). Zweitens testeten wir die Wirkung einer topischen Behandlung auf die Hautmikroflora einer Gruppe von 30 Freiwilligen, die einen hohen Stressindex (PSS > 27) aufwiesen.
Ergebnisse: Wir ermittelten eine bakterielle Signatur von gestressten Personen im Vergleich zu nicht gestressten Personen hinsichtlich Reichtum und Vielfalt. Zudem ermittelten wir einige Arten, die bei gestressten Personen häufiger vorkommen, insbesondere saure und anaerobe Bakterien, in Bezug auf veränderte Hautparameter (niedrigerer pH-Wert der Haut, stärkere Rötung und häufigere Hautunreinheiten). Dann ermittelten wir einige Vorteile einer topischen Behandlung für die Hautmikrobiota gestresster Personen in Form einer Verbesserung der Hautparameter (höherer pH-Wert, geringere Rötung und weniger Hautunreinheiten).
Schlussfolgerung: Diese ursprüngliche Studie über die Mikrobiota der gesunden menschlichen Haut wird als Orientierung für künftige Forschungen dienen, die sich mit der Rolle der Mikrobiota der Haut bei gesunden Menschen befassen, sowie für metagenomische Projekte, die sich mit den komplexen physiologischen Wechselwirkungen zwischen der Haut und den Mikroben befassen, die diese Umgebung bevölkern.