ISSN: 1948-5964
Daniele Lapa, Maria Rosaria Capobianchi und Anna Rosa Garbuglia
Hintergrund: In den letzten zehn Jahren wurde in Europa eine steigende Zahl von Infektionen mit dem humanen Hepatitis-E-Virus (HEV) beschrieben. In dieser Übersicht haben wir die serologischen Daten der allgemeinen Bevölkerung und einer bestimmten Patientengruppe (d. h. immungeschwächte Patienten, Schweinezüchter in verschiedenen europäischen Ländern) beschrieben. Die Verteilung des HEV-Genotyps und Anti-HEV-Therapien werden im zweiten Teil der Übersicht beschrieben. Ergebnisse: Die Prävalenz von HEV-Antikörpern lag zwischen 1,3 % (Blutspender in Italien) und 21,5 % (Blutspender in Serbien). In nur einer Arbeit wurde eine Seroprävalenz von 52 % bei Blutspendern in Toulouse beschrieben; in dieser Studie wurde ein hochempfindlicher WANTAI-Test (Wantai Biological Pharmacy, PE2-Test; Beiying, China) verwendet. Eine in den Niederlanden durchgeführte Studie ergab, dass bei Schweineärzten eine höhere Prävalenz von Anti-HEV-IgG-Infektionen auftrat als bei anderen Tierärzten (11 % vs. 6 %). Dies bestätigt, dass Schweine eine wichtige Quelle für HEV-Infektionen darstellen. In Europa sind die Genotypen 3c, 3e und 3f die am häufigsten verbreiteten Genotypen, in mehreren Ländern (Spanien, Frankreich und Italien) wurden jedoch auch vereinzelte Fälle des autochthonen Genotyps 4 beschrieben. Auch wurden mehrere Fälle von fulminanter Hepatitis E beschrieben, die alle mit Genotyp 3 in Zusammenhang standen. Schlussfolgerung: Die in dieser Übersicht berichteten Daten weisen darauf hin, dass das Hepatitis-E-Virus selbst in Industrieländern eine weit verbreitete Infektionskrankheit ist. Die Serumprävalenz variiert stark und hängt von den betrachteten geografischen Gebieten und der untersuchten Bevölkerung ab. Außerdem kann die Seroprävalenz auf den zum Nachweis der Antikörper verwendeten diagnostischen Test zurückzuführen sein.