Basha Chekesa
Hintergrund: Tuberkulose (TB) bleibt ein großes globales Problem der öffentlichen Gesundheit und die WHO hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Zahl neuer TB-Fälle bis 2035 um 90 % zu senken. Aufgrund verschiedener Risikofaktoren stellt LTBI jedoch ein großes Hindernis für die Ausrottung von TB dar. Eine versteckte Tuberkulose-Infektion ist die Hauptursache für aktive TB und ein Hindernis für die Strategie der Weltgesundheitsorganisation, TB bis 2035 zu besiegen. In Äthiopien gibt es Hunderte von Gefängnissen, die eine günstige Umgebung für die Übertragung von TB darstellen und als Infektionsquelle für die Allgemeinbevölkerung dienen können. Allerdings gibt es nur wenige Daten zur Epidemiologie von TB in äthiopischen Gefängnissen. Ziel der aktuellen Studie war es, die Prävalenz von LTBI und die damit verbundenen Risikofaktoren in Gefängnissen in der Zone East Wollega im Westen Äthiopiens zu untersuchen. Um die Zahl neuer TB-Fälle zu senken, hat die WHO die End-TB-Strategie übernommen, die Screening und Behandlung von LTBI vorsieht, insbesondere in Gefängnissen. Dies liegt daran, dass Gefängnisse weltweit einen wichtigen institutionellen Verstärker für Tuberkulose darstellen. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Prävalenz und die damit verbundenen Risikofaktoren von LTBI im Gefängnis East Wollega Zonal, Stadt Nekemte, West-Oromia, Äthiopien, zu untersuchen.
Ethische Freigabe: Die ethische Genehmigung für die Studie wurde vom Institutional Review Board des Aklilu Lemma Institute of Pathobiology der Universität Addis Abeba eingeholt (ALIPB/IRB/011/2017/2018). Nach einer klaren Erläuterung der Studienziele wurde von jedem Studienteilnehmer eine schriftliche Einwilligung eingeholt. Die Entnahme von Blutproben erfolgte nach Einholung der Einwilligung jedes Teilnehmers. Personen mit LTBI wurde geraten, sich bei der Entwicklung von Symptomen einer aktiven TB an nahegelegene Gesundheitseinrichtungen zu wenden.
Methoden: Mithilfe eines Querschnittsstudiendesigns und einer systematischen Stichprobentechnik wurde eine Stichprobe von 352 Personen aus insgesamt 2620 Gefangenen im Alter von ≥18 Jahren während eines Monats (Mai–Juni 2019) im East Wollega-Gefängnis in West-Oromia, Äthiopien, ausgewählt. Die ausgewählten Insassen wurden anhand eines strukturierten, vorab getesteten Fragebogens interviewt; von den Studienteilnehmern wurden Blutproben entnommen und mithilfe eines Interferon-Gamma-Release-Assays (IGRA) auf LTBI untersucht. Die Daten wurden mithilfe von SPSS Version 25 analysiert und mithilfe einer logistischen Regression die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von LTBI modelliert und mit LTBI verbundene Risikofaktoren ermittelt.
Ergebnisse: Die Gesamtprävalenz von LTBI unter Gefangenen betrug 51,17 % (95% KI: 46,45-57 %), wobei die Prävalenz bei Männern höher war als bei Frauen (53,0 % vs. 43,5 %), obwohl kein signifikanter Unterschied festgestellt wurde. Unter Verwendung multipler logistischer Regressionen wurde festgestellt, dass das Alter eines Gefangenen (Alter ≥45 Jahre; AOR=2,48[1,04-5,9]), Khat-Kauen (AOR=2,27[1,27-4,19]), ein Aufenthalt von mehr als 12 Monaten in der aktuellen Haftanstalt (AOR=1,81[1,04-3,18]) und Überbelegung (>100 Personen pro Zelle; AOR=1,91[1,002-3,65]) statistisch signifikante (P < 0,05) Prädiktoren für LTBI sind.
Diskussionen: Weltweit sind Gefängnisse die Hauptquelle für TB-Epidemien, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Das Ausmaß der LTBI in äthiopischen Gefängnissen ist bisher unbekannt. Daher sollte diese Querschnittsstudie die IGRA-basierte Prävalenz von LTBI und die möglicherweise damit verbundenen Risikofaktoren in Gefangenen der Zone East Wollega schätzen. Die in dieser Studie festgestellte Prävalenz (51,7 %) unterscheidet sich von der Prävalenz von LTI in der Gesamtbevölkerung, die von der WHO auf etwa 30 % geschätzt wird, sowie von einer Studie, die in der äthiopischen Gesamtbevölkerung durchgeführt wurde und die auf etwa 46 % geschätzt wird und mit den Hirtengemeinschaften im südlichen Teil Äthiopiens übereinstimmt (50,5 %).
Schlussfolgerungen: Die hohe Prävalenz von LTBI unter den Gefangenen erfordert sofortige Maßnahmen zur Identifizierung und Behandlung von LTBI sowie Beratung derjenigen, die in diesem Umfeld positiv getestet wurden. LTBI ist mit höherem Alter, Kauen, langen Haftaufenthalten und Überbelegung assoziiert, wobei Kauen die am stärksten assoziierte Variable war. Daher sollte in äthiopischen Gefangenen ein Interventionsprogramm gestartet werden, bei dem Häftlinge mit TB-Infektion und -Erkrankung bei der Aufnahme ins Gefängnis untersucht und behandelt werden. Die Anzahl der Personen pro Zelle muss reduziert werden, Gefangene müssen beraten werden und es sind dringend weitere Studien erforderlich, um die Prävalenz von LTBI und die damit verbundenen Risikofaktoren in verschiedenen Gefängnissen Äthiopiens zu untersuchen. Eine routinemäßige Untersuchung von Gefangenen auf TB und LTBI bei der Aufnahme ist eine dringend empfohlene Intervention, um die TB-Übertragung in Gefängnissen zu stoppen. Ebenso können eine Reduzierung der Überbelegung pro Zelle, die Erziehung zum Nichtkauen in überfüllten, unhygienischen und unbelüfteten Bereichen und eine intensive Überwachung derjenigen, die länger im Gefängnis bleiben, dazu beitragen, die TB-Übertragung in diesem Umfeld und in der Gesellschaft insgesamt zu reduzieren.