ISSN: 2329-9096
Christian Dettmers, Violetta Nedelko, Thomas Hassa, Klaus Starrost und Mircea Ariel Schoenfeld
Hintergrund: Handlungsbeobachtung verbessert die Erregbarkeit des primären Motorkortex und die Kodierung motorischer Engramme sowie das motorische Lernen. Ziel: Ziel unserer Pilotstudie war es, die Durchführbarkeit eines sechswöchigen häuslichen Handlungsbeobachtungstrainings (Videotherapie) bei Schlaganfallpatienten zu evaluieren. Methoden: 56 Patienten (Alter 58 ± 13; Zeit seit Beginn 40 ± 82 Monate; NIHSS 3,5 ± 1,8) mit einer Handparese nach Schlaganfall wurden aus zwei Rehabilitationskliniken rekrutiert. Vor der Entlassung aus der Klinik erhielt die Interventionsgruppe eine DVD mit zehn objektbezogenen motorischen Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeit, die jeweils fünf Minuten dauerten. Die Patienten wurden gebeten, die motorischen Aufgaben sechs Wochen lang täglich eine Stunde lang nachzuahmen („Videogruppe“). Eine Kontrollgruppe führte dieselben Aufgaben mit schriftlichen Anweisungen ohne Beobachtung/Nachahmung durch („Textgruppe“). Eine zweite Kontrollgruppe wurde ohne spezifische Hausaufgaben entlassen („übliche Pflegegruppe“). Ergebnisse: In der Videogruppe gab es keine Abbrecher. Qualität und Geschwindigkeit des Motor Activity Log (MAL) verbesserten sich in der Video- und Textgruppe signifikant. Nine Hole Peg Test (NHPT) und Stroke Impact Scale (SIS) verbesserten sich nur in der Videogruppe. Fragebögen (MAL und SIS), die zwölf Monate nach dem Training bei vierzehn bzw. elf Teilnehmern beider aktiver Gruppen ausgefüllt wurden, zeigten signifikante Unterschiede zugunsten der Videogruppe. Schlussfolgerungen: Videotraining ist einfach durchzuführen und wird von den Patienten sehr gut angenommen. Sechs Wochen Heimtraining lassen auf eine Verbesserung der Handfunktion, der Aktivitäten des täglichen Lebens und der Lebensqualität schließen. Videotherapie scheint als Ergänzung zur konventionellen Neurorehabilitation vielversprechend zu sein – insbesondere im Hinblick auf unbeaufsichtigtes Heimtraining.