ISSN: 2155-9899
Martina Vranova und Cornelia Halin
Lymphgefäße sind wichtig für die Homöostase der Gewebeflüssigkeit und für die Aufnahme von Nahrungsfetten im Darm. Darüber hinaus sind Lymphgefäße eng mit der Induktion der Immunreaktion verbunden, da sie Antigene, Entzündungsmediatoren und Leukozyten aus peripheren Geweben zu drainierenden Lymphknoten (dLNs) transportieren. Forschungen der letzten 10 Jahre haben gezeigt, dass Lymphgefäße ein hochplastisches Netzwerk bilden, das sich schnell und gewebespezifisch an Entzündungen anpasst. Die entzündliche Umgebung induziert Veränderungen der Genexpression in lymphatischen Endothelzellen (LECs) und führt zu einer starken proliferativen Expansion des Lymphnetzwerks sowohl im entzündeten Gewebe als auch in den dLNs. Es wurde gezeigt, dass entzündliche Veränderungen im Lymphnetzwerk die Flüssigkeitsdrainage sowie den Leukozytentransport beeinflussen, was darauf hindeutet, dass Lymphgefäße eine aktive Rolle bei der Regulierung von Entzündungsprozessen spielen. Tatsächlich wurde gezeigt, dass die experimentelle Verstärkung oder Blockierung der Lymphangiogenese den Verlauf von Entzündungs- und Immunreaktionen in verschiedenen Krankheitsmodellen moduliert. Angesichts dieser spannenden präklinischen Erkenntnisse kristallisieren sich Lymphgefäße und entzündliche Lymphangiogenese als potenzielle neue therapeutische Ziele für die Behandlung chronischer Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen sowie zur Vorbeugung von Transplantatabstoßungen heraus. In dieser Übersicht fassen wir den aktuellen Wissensstand über die Entzündungsreaktion des Lymphsystems zusammen und stellen die wichtigsten molekularen und zellulären Mediatoren der entzündlichen Lymphangiogenese vor. Unsere Übersicht wird sich insbesondere darauf konzentrieren, wie entzündungsbedingte Veränderungen der Lymphgefäße den Verlauf von Entzündungs- und Immunreaktionen beeinflussen, und die therapeutischen Implikationen dieser Erkenntnisse ansprechen.