ISSN: 2155-9899
Helga Bjarnadottir, Valgerdur Thorsteinsdottir, Gudmundur Haukur Jorgensen, Margret Arnardottir und Björn Runar Ludviksson
Hintergrund: Mannan-bindendes Lektin (MBL) und Ficolin-3 sind Initiatoren des Lektinwegs, der für die Beseitigung von Krankheitserregern und apoptotischen Zellen durch Komplementaktivierung wichtig ist. MBL-Mangel (MBLD) wird mit infektiösen Komplikationen in Verbindung gebracht, seine klinische Relevanz bei Erwachsenen ist jedoch unklar. Die Definition von MBLD wird üblicherweise mit niedrigen Serumspiegeln in Verbindung gebracht, beruht jedoch hauptsächlich auf funktionellen Polymorphismen im MBL2 -Gen, die zu dysfunktionalen MBL-Formen führen. Homozygote für dysfunktionale Allele ( O/O ) haben die niedrigsten Serumspiegel (<50 ng/ml) mit einem Defekt bei Opsonisierung und Komplementaktivierung. Kürzlich wurde gezeigt, dass Ficolin-3-Mangel aufgrund der Homozygotie einer Frameshift-Mutation ( 1637delC ) im FCN3- Gen mit pyogenen Infektionen hauptsächlich der Lunge zusammenhängt.
Ziel: Ziel der Studie war eine gründliche Auswertung der klinischen Befunde einer zuvor definierten MBL-defizienten Kohorte in Bezug auf ihre MBL2- und FCN3- Genotypen.
Methoden: Insgesamt 120 erwachsene Personen, die zuvor als MBL-Mangel (≤ 500 ng/ml) definiert wurden, wurden auf Varianten im MBL2-Gen und auf das 1637delC-Allel im FCN3-Gen genotypisiert. Sie beantworteten einen ausführlichen Fragebogen zu Lungen- und Magen-Darm-Infektionen. Zum Vergleich wurden 63 erwachsene Personen zufällig aus der Allgemeinbevölkerung ausgewählt und dienten als Kontrollpersonen.
Ergebnisse: In der MBLD-Kohorte betrug die Prävalenz der Genotypen A/A , A/O und O/O 14,2 %, 71,2 % bzw. 14,2 %. Somit trugen 85 % das dysfunktionale Allel O . Die MBLD-Kohorte war deutlich anfälliger für eine Vielzahl wiederkehrender und schwerer Infektionen als die Kontrollkohorte. O/O -Personen waren anfälliger für Ösophagitis und Gastritis und hatten sich deutlich häufiger einer Gastroskopie unterzogen als A/A und A/O . Die Prävalenz der Heterozygotie (C/-) für das 1637delC- Allel betrug 4,2 %.
Schlussfolgerung: Personen mit MBL-Mangel leiden unter wiederkehrenden und schweren Infektionen. Das O-Allel könnte zu gastrointestinalen Erkrankungen führen.