ISSN: 2165-7548
Naidoo DP
Die Diagnose eines Thiaminmangels wird im Wesentlichen klinisch gestellt und kann sich in neurologischen Defiziten wie peripherer Neuropathie und Wernicke-Enzephalopathie oder in Herzinsuffizienz mit hohem Ausstoß (feuchte Beriberi) äußern. Diese Studie wurde durchgeführt, um die Häufigkeit zu ermitteln, mit der sowohl neurologische als auch kardiovaskuläre Manifestationen bei einem Thiaminmangel gleichzeitig auftreten. Die Krankenhausakten von 186 Patienten, die 200 Mal mit der Diagnose eines Thiaminmangels aufgrund von Beriberi oder Wernicke-Enzephalopathie eingeliefert wurden, wurden während des 7-Jahres-Zeitraums (1994-2000) überprüft. Fälle wurden nur dann in die Analyse einbezogen, wenn sich mentale Veränderungen und neurologische Defizite (Ophthalmoplegie, Ataxie, Nystagmus) nach der Behandlung mit Thiamin rasch auflösten. Ähnlich wie bei der neurologischen Erholung mit Thiamin wurde eine rasche Reaktion des kardiovaskulären Zustands und der metabolischen Azidose auf die Behandlung mit parenteralem Thiamin als bestätigender Beweis für einen Thiaminmangel angesehen. Bei allen Patienten außer elf trat innerhalb von 1-3 Tagen nach der Behandlung mit parenteralem Thiamin eine vollständige Genesung ein. Gegenstand dieser Untersuchung sind die 175 Patienten, die dramatisch auf Thiamin reagierten (67 mit Wernicke-Enzephalopathie und 108 mit kardialer Beriberi). Insgesamt wiesen 43/175 (25 %) Patienten kombinierte neurologische und Kreislaufsymptome eines Thiaminmangels auf. 18 Patienten wiesen gleichzeitig offensichtliche neurokardiale Symptome auf, zwölf davon hatten akute perniziöse Beriberi mit Kreislaufschock, metabolischer Azidose und begleitendem neurologischem Defizit. Ein Patient, der in Not mit einem nicht messbaren Blutdruck in die Notaufnahme kam, erlitt einen Todesfall aufgrund von Kreislaufschock und metabolischer Azidose. Kardiovaskuläre/Kreislaufsymptome bei Patienten mit akutem neurologischem Defizit sind nicht selten und sollten den Verdacht auf einen Thiaminmangel wecken. Ebenso weisen Patienten mit fortgeschrittenem Thiaminmangel, die mit Schock und metabolischer Azidose einhergehen, nicht selten gleichzeitig Anzeichen von WE auf. Eine empirische Therapie mit Thiamin in fortgeschrittenen Stadien eines Thiaminmangels ist lebensrettend und eine schnelle therapeutische Reaktion bestätigt die Diagnose.