ISSN: 1948-5964
Ke Zhang, Christian Bach, Maria Neumann-Fraune, Yuchen Xia, Bastian Beggel, Rolf Kaiser, Verena Schildgen, Andrea Krämer, Oliver Schildgen und Ulrike Protzer
Hintergrund: Die Behandlung einer chronischen HBV-Infektion ist durch die Selektion von Resistenzen begrenzt. Die rtM204I/V-Mutationen im YMDD-Motiv der HBV-Reverse-Transkriptase sind gut dokumentierte Resistenzdeterminanten gegen Lamivudin und Entecavir, jedoch nicht gegen Adefovir oder Tenofovir. Für die beiden letztgenannten Medikamente liegen nur begrenzte systematische phänotypische Daten vor.
Methoden: rtM204-Mutationen (rtM204A/I/K/L/Q/S/T/V) wurden systematisch in replikationskompetente Konstrukte mit 1,1-facher HBV-Überlänge unter Kontrolle eines CMV-Promoters eingeführt. Die virale Replikationsfitness wurde durch selektive qPCR nach normalisierter transienter Transfektion bestimmt. Die In-vitro-Arzneimittelempfindlichkeit wurde durch Bestimmung der IC50-Werte von Lamividun, Entecavir, Adefovir und Tenofovir unter Verwendung standardisierter phänotypischer Hochdurchsatztests bewertet. Die Infektiosität wurde durch Infektion von HepaRG-Zellen analysiert.
Ergebnisse: In-vitro-Phänotypisierung zeigte, dass rtM204K eine hohe Resistenz gegen Adefovir und Tenofovir verlieh, gleichzeitig aber die Replikationsfähigkeit beeinträchtigte. Seine Fitness konnte durch rtL180M oder rtL80I nicht wiederhergestellt werden, wie für rtM204I/V beschrieben. rtM204L und rtM204Q verliehen eine leicht verringerte Empfindlichkeit gegenüber Adefovir/Tenofovir ohne Verlust der Replikationsfähigkeit. rtM204A/I/S/T verringerte die Empfindlichkeit gegenüber beiden Medikamenten erheblich. Interessanterweise zeigte die Einzelmutation rtM204V eine deutlich verringerte Empfindlichkeit gegenüber beiden Medikamenten, verlor jedoch die Resistenz in Kombination mit der kompensatorischen Mutation rtL180M. Durch die Beeinflussung des überlappenden S-Gens zeigten rtM204-Mutanten mit Ausnahme von rtM204L eine verringerte oder verminderte Infektiosität in HepaRG-Zellen.
Schlussfolgerungen: Wir haben einen zeit- und kosteneffizienten phänotypischen Test entwickelt und neue rtM204-Mutationen identifiziert, die in vitro eine Kreuzresistenz gegen Adefovir und Tenofovir verleihen. Trotz ihrer geringen Häufigkeit in der Viruspopulation sollte ihre klinische Bedeutung aufgrund der möglichen Selektion kompensatorischer Mutationen, die die virale Fitness wiederherstellen können, nicht unterschätzt werden.