ISSN: 2167-7700
Mirco Pistelli, Zelmira Ballatore, Mariagrazia De Lisa, Miriam Caramanti, Alessandra Pagliacci, Nicola Battelli, Francesca Ridolfi, Alfredo Santinelli, Tommasina Biscotti, Rossana Berardi und Stefano Cascinu
Hintergrund: Angiogenese ist für das Tumorwachstum und die Entwicklung von Metastasen bei menschlichem Brustkrebs unerlässlich. Randomisierte Studien haben gezeigt, dass Bevacizumab (VEGF-Inhibitor) in Kombination mit taxanbasierten Therapien die Ansprechraten erhöht und das progressionsfreie Überleben (PFS) von Patienten mit metastasiertem Brustkrebs (MBC) verlängert. Es bedarf jedoch weiterhin prädiktiver oder prognostischer Marker, die die geeignete Zielpopulation identifizieren und so das Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser Behandlung verbessern. In dieser retrospektiven Analyse untersuchten wir die Auswirkungen traditioneller klinischer und pathologischer Merkmale, um die Patientenuntergruppen zu identifizieren, die den größten Nutzen aus antiangiogenetischen Wirkstoffen ziehen. Patienten und Methoden: Retrospektiv schlossen wir aufeinanderfolgende Patienten ein, die zwischen Juni 2007 und Dezember 2012 in unserer Einrichtung mit Bevacizumab (10 mg/kg an den Tagen 1 und 15) und Paclitaxel (90 mg/m2, an den Tagen 1, 8 und 15) als Erstlinienbehandlung für HER2-negatives MBC behandelt wurden. Ergebnisse: 33 Patienten wurden eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 50 Jahre (31–68). 78,8 %, 12,1 % bzw. 9,1 % der Patienten hatten luminalen B-, dreifach negativen bzw. luminalen A-Brustkrebs. 66,6 % der Patienten hatten eine viszerale Erkrankung. Die Gesamtansprechrate betrug 31,2 %. Das mediane PFS und das Gesamtüberleben (OS) betrugen 7,7 Monate (Bereich 1,9–14,0 Monate) bzw. 95,2 Monate (Bereich 11,6–205,8 Monate). Die univariate Analyse zeigte eine statistisch signifikante Beziehung zwischen PFS und der ersten Linie und den folgenden Faktoren: rezidivfreies Überleben (RFS < 12 Monate vs. > 12 Monate; p < 0,001), Krankheitskontrollrate (p = 0,001), Ca15.3-Reduktion um mehr als 50 % vom Ausgangswert (p = 0,03), Reduktion von LDH vom Ausgangswert (p = 0,02). Es ergab sich keine signifikante Beziehung zwischen PFS und der biologischen Charakterisierung der Neoplasie, Alter, Rezeptorstatus, Ki-67, Lymphknotenstatus bei Diagnose, Durchführung einer vorherigen (neo)adjuvanten Chemotherapie (mit oder ohne Taxan), Vorliegen einer viszeralen Erkrankung zum Zeitpunkt des Rezidivs, histologischer Nachweis einer lymphatischen Invasion. Bei der multivarianten Analyse war das RFS der einzige bestätigte unabhängige Prognosefaktor (p = 0,01; HR = 0,18; 95 % CI 0,04–0,73). Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse bestätigten die Wirksamkeit und das akzeptable Toxizitätsprofil von Bevacizumab plus Paclitaxel als Erstlinientherapie für MBC. RFS kann in der klinischen Praxis ein nützliches Instrument sein, um HER-2-negative MBC auszuwählen, die mit dieser speziellen Therapie eine bessere Prognose erzielen können.