ISSN: 2155-9899
Anita Annaházi und Tamás Molnár
Die Pathogenese entzündlicher Darmerkrankungen (IBD) wie Colitis ulcerosa (UC) und Morbus Crohn (CD) ist komplex und unser Wissen zu diesem Thema wächst ständig. Die beiden Erkrankungen sind unterschiedlich, überschneiden sich jedoch in ihren klinischen Erscheinungsformen und zugrunde liegenden Ursachen. Dieser Bericht soll einen umfassenden Überblick über die zahlreichen pathogenetischen Faktoren geben, die zur Entwicklung von IBD führen können, wobei der Schwerpunkt auf neuen Erkenntnissen und den Unterschieden zwischen UC und CD liegt. Jüngste Fortschritte in der Genetik haben neue Komponenten in der Pathogenese identifiziert. Beispielsweise wurde die Bedeutung von Th17-Lymphozyten und des IL-17/IL-23-Signalwegs bei beiden Erkrankungen hervorgehoben, abgesehen von den bisher bekannten Th1-Th2-gesteuerten Prozessen. Der genetische Hintergrund einer erhöhten Permeabilität wurde bei UC untersucht und die Rolle einer defekten Autophagie wurde kürzlich bei CD beschrieben. Genetische Veränderungen können zu einer übertriebenen Immunreaktion auf die ansässige mikrobielle Flora führen. Diese Mikroflora ist bei IBD-Patienten verändert, wahrscheinlich aufgrund ihrer verringerten Fähigkeit, ihre bakteriellen Komponenten zu stabilisieren, und aufgrund verschiedener Umweltfaktoren. Eine umfassende Untersuchung der Umweltfaktoren ist besonders wichtig, da sie in vielen Fällen einen großen Einfluss haben können. Der Einfluss des Rauchens ist der am häufigsten festgestellte Umweltfaktor, der bei Morbus Crohn schädliche und bei Colitis ulcerosa schützende Auswirkungen hat. Neuere Meinungen zu anderen Faktoren wie frühe Blinddarmoperation, Ernährung, reduzierter Vitamin-D-Spiegel, Einnahme bestimmter Medikamente, Stillen, Körperhygiene und psychologische Faktoren werden ebenfalls diskutiert. Die Epigenetik, ein neues Forschungsgebiet, verbindet Umweltfaktoren mit der Genetik. Das Verständnis dieser Faktoren ist von großer Bedeutung, da sich die Lebensgewohnheiten ändern und die Lebensumstände verbessern und die Prävalenz von IBD auch in Entwicklungsländern zunimmt.