ISSN: 1948-5964
Nils Von Hentig
Eine anhaltende HIV-Unterdrückung hängt von zahlreichen Faktoren ab, wie z. B. Therapietreue, Umgang mit Nebenwirkungen, Virusresistenz sowie individuelle Eigenschaften von Patienten und Therapieumfeld. Die Behandlungsansprechraten liegen bei therapienaiven Patienten bei bis zu 90 %, sinken jedoch auf etwa 50 % bei Patienten, die im Laufe der Behandlungsgeschichte mehrere antiretrovirale Medikamente erhalten haben. Außerdem weisen die Plasmakonzentrationen von HIV-Proteasehemmern (PI) und nichtnukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmern (NNRTI) eine hohe inter- und intraindividuelle Variabilität auf, und das therapeutische Fenster ist vergleichsweise eng. In diesem Therapieumfeld wurde in vielen Fällen eine Personalisierung des Dosierungsschemas vorgeschlagen, um die ARV-Plasmakonzentrationen anzupassen und so den Therapieerfolg zu maximieren und die Nebenwirkungen beim Einzelnen zu minimieren. Eine Personalisierung der Therapie durch Modifizierung des Dosierungsschemas birgt jedoch das Risiko eines Verlusts der therapeutischen Wirksamkeit, verstärkter Nebenwirkungen oder einer Virusresistenz.
In diesem aktuellen Überblick werden pharmakokinetische und pharmakodynamische Modelle der antiretroviralen Therapie identifiziert, deren mögliche Anwendung in der HIV-Therapie beurteilt und ihre Zukunft im Lichte neuer Arzneimittelklassen und Kombinationen mit fester Dosierung erörtert.