ISSN: 2165-7548
Malcolm Hugo, Hilde Declerck, Gabriel Fitzpatrick, Nathalie Severy, Osman Bamba-Moi Gbabai, Tom Decroo und Michel Van Herp
Einleitung: Der aktuelle Ebola-Ausbruch ist der größte in der Geschichte. Das Verständnis der psychologischen Reaktionen von EVD-Überlebenden kann relevante Informationen über die Anpassung nach der Behandlung und mögliche psychologische Präventivmaßnahmen liefern. Wir untersuchten daher die psychologischen Reaktionen von Überlebenden der Ebola-Virus-Krankheit nach ihrer Entlassung aus einem Ebola-Behandlungszentrum in Sierra Leone.
Methoden: Unmittelbar nach der Entlassung trafen sich die Überlebenden mit dem Psychologen, um ihre Erfahrungen im Fallmanagementzentrum und die Herausforderungen zu besprechen, die ihnen bei der Rückkehr in ihre Gemeinden bevorstehen könnten. Von 74 Überlebenden, die im Untersuchungszeitraum entlassen wurden, wurden 24 drei bis vier Wochen nach der Entlassung zu Hause für eine psychologische Beratung nachbetreut. Während des Hausbesuchs verwendete der Psychologe eine Anpassung des Trauma-Screening-Fragebogens und untersuchte die Anzahl der Todesfälle in der Familie aufgrund der Ebola-Virus-Krankheit, Stigmatisierung, die Bedeutung, die sie der Ursache ihrer Krankheit beimaßen, und die allgemeine Anpassung nach der Krankheit.
Ergebnisse: Alle Überlebenden hatten unmittelbare Familienmitglieder durch die Ebola-Virus-Krankheit verloren. Die meisten (16; 67 %) hatten auch deren Tod miterlebt. Acht (32 %) Überlebende hatten bei der Rückkehr in ihre Gemeinden Stigmatisierung erfahren. Siebzehn (71 %) Überlebende erlebten in den ersten zwei Tagen nach der Entlassung Erregungs- und Wiedererlebensreaktionen. Fünf (21 %) berichteten zwischen drei und vier Wochen nach der Entlassung von klinisch bedeutsamen posttraumatischen Reaktionen, die ein Risiko für die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung voraussagten.
Schlussfolgerung: Obwohl diese Studie eine Momentaufnahme der bei Ebola-Überlebenden beobachteten posttraumatischen Belastungsreaktionen darstellt, zeigt sie doch, dass die Wahrscheinlichkeit psychologischer Folgeerscheinungen bei EVD-Überlebenden berücksichtigt werden muss. Um den Bedarf an psychologischer Betreuung von Ebola-Überlebenden zu verstehen, ist eine langfristige Nachbeobachtung erforderlich.