ISSN: 2161-0940
Katalin Koves, Agnes Csaki und Viktoria Vereczki
Zahlreiche Belege deuten darauf hin, dass sowohl retinofugale (klassische visuelle und retino-hypothalamische Bahnen) als auch retinopetale Verbindungen (zentrifugales visuelles System) zwischen dem Auge und dem zentralen Nervensystem bestehen. Vor über hundert Jahren beschrieben Ramon Y Cajal und Dogiel, deren Namen unter Neuroanatomen sehr bekannt sind, das Endmuster der Fasern, die aus dem zentralen Nervensystem der Vögel stammen. Die Lage der Nervenzellkörper war damals jedoch noch nicht bekannt. Im letzten Jahrhundert wurden viele Daten über diese Neuronen gesammelt, nicht nur bei niederen Wirbeltieren, sondern auch bei Säugetieren. Die Strukturen, in denen die Neuronen bei Säugetieren die zentrifugalen Sehfasern bilden, sind die folgenden: Formatio reticularis und Raphekerne des Mittelhirns, Colliculus superior, Prätectum, graue Substanz des Mittelhirns, Gyrus dentatus, CA1- und CA3-Regionen des Hippocampus, Tuberculum olfactorius, Habenula, Indusium griseum, supraoptische Hypothalamuskerne, paraventrikuläre und arcuatuskerne sowie lateraler Hypothalamus. Die zentrifugalen Sehfasern dringen in die Sehnervenschicht ein, erreichen dann die innere plexiforme Schicht und enden in der inneren Kernschicht der Netzhaut in der Nähe der Amakrinzellen. Bei der Entstehung des zentrifugalen Sehsystems wurde eine Reihe von Neuropeptiden und Neurotransmittern beschrieben. Dabei handelt es sich um folgende: Luteinisierendes Hormon-Releasing-Hormon, Hypophysenadenylatcyclase-aktivierendes Polypeptid, vasoaktives intestinales Polypeptid, Serotonin, Histamin und Leu-Enkephalin. Zur Funktion dieses Systems gibt es mehrere Hypothesen. Das zentrifugale visuelle System, das aus den histaminergen Mamillenneuronen entsteht, verändert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Halluzinogene Drogen können über das limbische System Störungen der Sehfunktion verursachen und zu visuellen Halluzinationen oder verzerrten Bildern führen.