ISSN: 2155-9880
Falko Tillwich, Ralph Schneider, Jörg Lauschke, Imke Wendig und Dietmar Bansch
Hintergrund: Der plötzliche Herztod (Sudden Cardiac Death, SCD) ist eine der häufigsten Todesursachen in Industrieländern. In den USA sind etwa 180.000 bis 300.000 Menschen an diesem Tod beteiligt, in Deutschland sind es 70.000 bis 100.000. Diese Zahlen zeigen regionale Unterschiede und sind stark vom Studiendesign abhängig. Wir haben eine retrospektive Studie in einem deutschen Urlaubsgebiet durchgeführt, um zu ermitteln, ob retrospektive Daten zur epidemiologischen Bewertung des SCD herangezogen werden können.
Methoden: Rostock verfügt über zwei Krankenhäuser und einen zentral organisierten Rettungsdienst. Daten aus den beiden Krankenhäusern und dem Rettungsdienst sowie sämtliche Sterbeurkunden wurden analysiert und miteinander in Beziehung gesetzt, um Fälle von plötzlichem Herzstillstand in den Jahren 2005 bis 2007 zu ermitteln.
Ergebnisse: Zwischen 2005 und 2007 wurden 276 Fälle von plötzlichem Herzstillstand festgestellt, was einer stabilen Inzidenz von etwa 46 plötzlichen Herzstillständen pro 100.000 Einwohner pro Jahr entspricht. 179 (64,9 %) waren männlich, das Durchschnittsalter lag bei 69,7 ± 16,4 Jahren. 186 (67 %) Fälle traten zu Hause auf, die häufigste Komorbidität war eine koronare Herzkrankheit (n = 179, 64,9 %). 156 (56,5 %) erhielten eine Herz-Lungen-Wiederbelebung, 103 (37,3 %) wurden defibrilliert, nur 37 (13,4 %) wurden lebend aus dem Krankenhaus entlassen. Vergleicht man die Hauptdiagnose der drei Quellen, so unterscheiden sich die Diagnosen auf den Totenscheinen erheblich von denen in den Akten der Krankenhäuser und Rettungsdienste.
Schlussfolgerung: Ein Vergleich mit prospektiven Studien zeigte, dass die Häufigkeit des plötzlichen Herzstillstands auch retrospektiv ermittelt werden kann, wenn neben ICD-Codes und Totenscheinen auch mehrere Quellen herangezogen und miteinander verknüpft werden.