ISSN: 2329-6917
Tadeusz Robak
Chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist eine bösartige B-Zell-Erkrankung, die durch eine fortschreitende Ansammlung von B-Zellen im Blut, Knochenmark und Lymphgewebe gekennzeichnet ist und einen langwierigen Krankheitsverlauf aufweist [1]. Für die Diagnose einer CLL ist das Vorhandensein von ≥ 5.000 monoklonalen B-Lymphozyten/µL im peripheren Blut über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten erforderlich. Es handelt sich um die am weitesten verbreitete Leukämie in der westlichen Welt. In den USA gab es 2014 schätzungsweise 15.720 Neuerkrankungen und fast 4.600 Todesfälle pro Jahr [2]. Chronische lymphatische Leukämie ist vorwiegend eine Erkrankung älterer Menschen, das Durchschnittsalter beträgt bei Diagnosestellung 70 Jahre. Die Erkrankung schreitet langsam fort und die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 82 % [3]. Bei mehreren Patienten ist die Krankheit jedoch bereits fortgeschritten und fortschreitend, und die Prognose ist bei Diagnosestellung schlecht. Die Behandlung der CLL richtet sich nach Stadium und Aktivität der Erkrankung sowie Alter und Komorbiditäten. Randomisierte Studien und eine Metaanalyse weisen darauf hin, dass ein früher Beginn einer Chemotherapie bei CLL keinen Nutzen bringt und die Mortalität erhöhen kann. Es gibt keine Hinweise darauf, dass eine zytotoxische Therapie auf der Basis von Alkylanzien bei Patienten mit indolenter Form der Erkrankung positive Auswirkungen hat [4]. Die Strategie des abwartenden Beobachtens, d. h. eine genaue Überwachung des Patientenzustands ohne Behandlung bis zum Fortschreiten der Krankheit, kann angewendet werden [5]. Patienten mit symptomatischer und/oder fortschreitender Erkrankung sollten jedoch sofort behandelt werden. Der klinische Verlauf der chronischen lymphatischen Leukämie ist sehr heterogen, was die Bestimmung des Zeitpunkts des Ausbruchs und der Wahl der Therapie schwierig macht [6]. Aus diesem Grund konzentriert sich die aktuelle Forschung zu dieser Krankheit gleichzeitig auf das Verständnis ihrer Biologie, die Entdeckung neuer Prognosefaktoren und die Einbeziehung neuer Therapeutika in die Behandlung von CLL. Es besteht ein zunehmendes Interesse an der Verwendung von Prognosemarkern, die das Überleben vorhersagen und die Behandlung von Patienten mit einer Diagnose im Frühstadium von CLL steuern können. Diese Bemühungen zielen auch darauf ab, neue Prognosesysteme vorzuschlagen, die klinische und biologische Aspekte der Krankheit unter besonderer Berücksichtigung der Ergebnisse zytogenetischer und molekularer Tests kombinieren.