ISSN: 2155-9570
Panagiotis N Azmanis, Franziska G Rauscher, Beatrice Werner, Jens Huebel, Christian Koch, Wencke Vetterlein, Nicole Körber, Jens Thielebein, Andreas Reichenbach, Peter Wiedemann, Mike Francke und Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns
Ziel : Die vorliegende Studie stellte OCT als neues Mittel in der klinischen Veterinärophthalmologie bei einer wesentlich größeren Vielfalt freilebender Vogelarten vor als bisher untersucht.
Methoden: OCT wurde an 39 freilebenden Vögeln (21 Arten aus 12 Familien) getestet und durchgeführt und mit der direkten Ophthalmoskopie verglichen. Die Vögel wurden mit Kombinationen verschiedener Fesseln (manuelle Fesselung oder Fixierung an einer Haltevorrichtung) und verschiedener Anästhesieschemata (keine, Sedierung, Vollnarkose) untersucht. Inter- und intraartspezifische Variationen des allgemeinen Verfahrens, der Fesselungsmethoden und der klinischen Befunde wurden ausgewertet.
Ergebnisse: OCT war bei allen untersuchten Vogelarten (von 40 g bis 7720 g) möglich und löste die direkte Ophthalmoskopie in Qualität und Quantität der ophthalmologischen Befunde ab. Alle Fesselungsmethoden ermöglichten eine OCT-Untersuchung, jedoch war die Kombination aus Vollnarkose und Haltevorrichtung die schnellste und subjektiv am wenigsten belastende Untersuchungstechnik. Stabilität, Stressreduzierung, Kopfwinkel und Abstand zum OCT-Gerät waren wichtige Faktoren, die die Qualität des Volumenscans beeinflussten. 16 von 39 Vögeln wiesen per OCT erkannte Augenanomalien auf (im Vergleich zu nur fünf Vögeln bei direkter Ophthalmoskopie). OCT mit eingeschlossenen Fundusbildern ermöglichte eine objektive Beurteilung der Netzhautveränderungen. Zu den Netzhautanomalien gehörten Veränderungen der Funduspigmentierung, Drusenoidveränderungen und schwere Netzhaut- und Aderhautdegenerationen. Es waren artspezifische Variationen der Abmessungen der Netzhautschichten und der fovealen Strukturen erkennbar.
Schlussfolgerung: OCT ist eine vielversprechende, nicht-invasive Methode, die Standardtechniken erheblich ergänzt. OCT ist bei einer Vielzahl von Vogelarten anwendbar; es liefert qualitativ hochwertige Querschnittsbilder der Netzhaut und ermöglicht so eine genaue und verbesserte Diagnose und Prognose von Therapien. Eine Beurteilung der Sehfähigkeiten traumatisierter Vögel ist ein wichtiger Faktor für ihre Rehabilitation und ihr Überleben in freier Wildbahn. Schließlich ist diese Methode ein hervorragendes Instrument in der interdisziplinären Netzhautforschung, das neue Einblicke in die Vielfalt sehr spezialisierter struktureller Anpassungen der Vogelnetzhaut liefert.