ISSN: 2332-0915
Joonwon Lee
Die Begriffe „Zuchtfisch“ und „Wildfisch“ sind erst kürzlich als Ausdruck sozioökonomischer Umstände aufgetaucht, aber nur wenige Arbeiten in Vietnam haben sich mit ihnen befasst. Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Mensch und Natur, die in der Unterscheidung zwischen Zuchtfisch und Wildfisch im ländlichen Vietnam zum Ausdruck kommt. Die Natur wurde sozial konstruiert und je nach ihrer Beziehung zur sozialen Arena auf unterschiedliche Weise betrachtet. Bei Wildfischen ist der Geschmack der Beurteilungsmaßstab, der Zustand der Schadstofffreiheit und die für den menschlichen Körper vorteilhaften Inhaltsstoffe werden hervorgehoben. Natur, die nicht mit menschlichem Eingreifen in Verbindung steht, wird als gut wahrgenommen. Wenn Menschen in die Natur eingreifen, wird die Natur verschmutzt und für den Menschen nutzlos. Die Ansicht, dass die Natur eine unabhängige Produktivität besitzt und ein Gegenstand der Ehrfurcht, ein in sich geschlossenes Wesen und eine autonome Einheit ist, kommt beim Verzehr von Wildfischen zum Ausdruck. In der industriellen Fischzucht werden jedoch Elemente wie Export, Produktivität und wirtschaftliche Gewinne sehr ernst genommen und Hygiene und Ernährung der Fische werden betont. Wilde Natur wird als unhygienisch, schmutzig, wild und gefährlich angesehen. Durch menschliche Kontrolle wird der wilde Zustand der Natur minimiert und die Natur wird hygienischer, vitaler und für den Menschen nützlicher. In der industriellen Fischzucht werden die Menschen unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Kontrolle die Gefährlichkeit der Natur direkt los. Währenddessen ist die Natur beim Verzehr von Wildfisch und in der industriellen Fischzucht ein Produkt des menschlichen Geistes und ein abstraktes Konzept ohne konkrete Eigenschaften. Wildfisch ist an sich kein Gegensatz zu Zuchtfisch. Er ist sozial konstruiert und spiegelt eine Sicht der Natur wider.