ISSN: 2157-7013
Matthew McMillin und Sharon DeMorrow
Hepatische Enzephalopathie (HE) ist eine neurologische Komplikation des Gehirns infolge einer Leberschädigung, die klassisch als funktionaler Rückgang der neuronalen Aktivität aufgrund von Stoffwechselstörungen angesehen wurde. Akutes Leberversagen sowie chronische Lebererkrankungen können HE verursachen, wobei der Verlauf von HE mit der Schwere der Leberschädigung korreliert. Zunächst kommt es zu kognitiven Störungen, die sich dann zu Störungen der motorischen Kontrolle und schließlich zu einer globalen Unterdrückung neuronaler Schaltkreise entwickeln, die zum Koma führen kann. Der erste Faktor, der als kausaler Zusammenhang und Behandlungspunkt für HE identifiziert wurde, war Ammoniak. Neuere Forschungen haben jedoch begonnen, auch andere pathologische Prozesse bei dieser Erkrankung stark zu unterstützen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Vorstellungen zum Verlauf von HE wird in diesem Leitartikel erörtert, warum die Ammoniakhypothese der HE-Pathogenese durch aktuelle Forschung unterstützt wird, sowie einige starke Gegenargumente, die diese Hypothese widerlegen.
Ammoniak spielt in der Pathogenese von HE eine Rolle. Die klinisch und an Tiermodellen durchgeführten Studien haben gezeigt, dass andere Elemente an der HE-Progression beteiligt sein müssen, um die Pathogenese zu erklären, die nicht durch Ammoniaktoxizität erklärt wird. Derzeit scheint Ammoniak bei chronischen Lebererkrankungen eine bedeutende Rolle zu spielen, während es bei akutem Leberversagen und minimaler hepatischer Enzephalopathie eine geringe Rolle spielt. Zukünftige Studien müssen Wege finden, diese pathologischen Prozesse in verschiedenen Modellen für akute und chronische Leberschäden zu isolieren, um die pathologischen Auswirkungen von Ammoniak vollständig zu identifizieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ammoniak in der HE-Progression eine Rolle spielt, aber da es an einigen Aspekten der HE-Progression nicht beteiligt ist, muss sein Zusammenspiel mit anderen pathologischen Prozessen untersucht werden, um bessere therapeutische Behandlungsmöglichkeiten für HE zu entwickeln.