ISSN: 2161-0487
Neil Alexander-Passe
Einleitung: Diese Studie interessiert sich für eine alternative Perspektive auf Lernbehinderungen (Entwicklungsdyslexie) und auf Menschen, die in langfristigen Beziehungen mit ihnen leben. Sie untersucht, wie Behinderungen getarnt werden können und wie Partner mit einer manchmal ungewöhnlichen Partnerwahl zurechtkommen.
Methode: Ein halbstrukturiertes Interviewskript wurde mit N=4 langjährigen nicht-dyslektischen Partnern von Legasthenikern verwendet (Untersuchungsbereiche umfassten: Dating, Ehe/langfristige Beziehungen, Wissen über Legasthenie, Elternschaft/Kinder, beruflicher Erfolg und emotionale Gesundheit). Die Daten wurden mithilfe der Interpretativen Phänomenologischen Analyse (IPA) analysiert, wobei Studien mit N=1+ als studienwürdig angesehen werden.
Ergebnisse: Die Studie zeigt, dass Legastheniker ihre Legasthenie verbergen und ihre Probleme/Schwierigkeiten nur dann offenlegen, wenn sie dazu gezwungen werden – sie haben die Wahl zwischen dem Verbergen ihrer Legasthenie und dem möglichen Verlust einer blühenden Beziehung. Ihre legasthenen Partner haben möglicherweise spezifische Kommunikationsprobleme: von der Unfähigkeit/Schwierigkeit, soziale Hinweise zu lesen, über Schwierigkeiten beim Aussprechen langer mehrsilbiger Wörter, bis hin zu bizarren Aussagen im Gespräch, bis hin zu Panik, wenn Routinen unterbrochen werden und Dinge in Geschäften in der falschen Reihenfolge erledigt werden. Daher kann der legasthene Partner als abnormal und sozial inkompetent/behindert wahrgenommen werden. Nicht-legasthene Partner waren überrascht, wie sehr ihre legasthenen Partner auf tägliche Routinen angewiesen waren, um zu überleben. Die Partner waren auch frustriert über die Unfähigkeit ihres legasthenen Partners, einfache Aufgaben zu erledigen, z. B. eine Einkaufsliste zu schreiben, eine telefonische Nachricht entgegenzunehmen oder Rechnungen pünktlich zu bezahlen, sodass die meisten alle diese Aufgaben übernehmen. Um dieses Phänomen zu verstehen, wurde die „Theorie des sozialen Austauschs“ untersucht. Es wurde festgestellt, dass die Befragten unrealistische Berufswahlen trafen, bei denen die Legasthenie des Partners verneint wurde, und dass ihr Erziehungsstil auf eine tief verwurzelte Abneigung gegenüber schulischen Themen, insbesondere dem Umgang mit Lehrern, hindeutete, die auf ihren eigenen negativen Erfahrungen beruhte.
Schlussfolgerung: Die Studie weist darauf hin, dass Legasthenie mehr als nur eine Behinderung ist, die die Lese- und Schreibfähigkeit beeinträchtigt, sondern dass sie im Erwachsenenalter auch Auswirkungen auf langjährige Partner und die Kommunikation in der Gemeinschaft hat.