ISSN: 2471-9455
Vanja Kljajevic, Estibaliz Ugarte Gómez, Johanne Hatteland Somme und Cristina López
Hintergrund: Die innere Sprache spielt bei vielen kognitiven Funktionen des Menschen eine wichtige Rolle. Obwohl sie bei aphasischen Patienten nach einem Schlaganfall umfassend untersucht wurde, ist derzeit nicht klar, wie sich langsam wachsende Läsionen auf die innere Sprachfähigkeit auswirken.
Methoden: In der vorliegenden Studie untersuchten wir die innere Sprachfähigkeit eines 41-jährigen Rechtshänders, MN, bei dem drei Jahre zuvor ein niedriggradiges Gliom diagnostiziert worden war. Wir prüften seine Leistung anhand einer breiten Palette standardmäßiger kognitiver Tests und vier Experimenten, die speziell zur Beurteilung der inneren Sprachfähigkeit entwickelt wurden und die Folgendes umfassten: Beurteilung stiller Reime, Silbenunterscheidung und Identifizierung von Wörtern in Zusammensetzungen und Namen für Zahlen. Kontrolldaten wurden von 10 neurologisch intakten Erwachsenen erhoben.
Ergebnisse: Der modifizierte t-Test ergab, dass MNs stummes Reimen im Vergleich zur HC-Gruppe erheblich schlechter war (p=0,027), seine Leistung bei den übrigen Tests jedoch verschont blieb (offenes Reimen: p=0,136; Wörter in Zusammensetzungen: p=0,288, Erkennen von Silben: p=0,268; Erkennen von Wörtern in Namen für Zahlen: p=0,48).
Diskussion: Insgesamt unterstützen unsere Daten zur inneren Sprache in diesem speziellen Fall eines langsam wachsenden Tumors im linken Temporallappen die Annahme, dass das Gehirn ein erhebliches Potenzial für eine funktionelle Reorganisation behält. MNs Leistung beim stummen Reimen ist wahrscheinlich auf ein Wortabrufdefizit zurückzuführen (da wir bei dieser Aufgabe ein bildliches Paradigma verwendeten) und wird durch ein verbales Arbeitsgedächtnisdefizit verschlimmert.
Schlussfolgerung: Angesichts der entscheidenden Rolle der inneren Sprache bei verschiedenen mentalen Funktionen wird die Beurteilung dieser Fähigkeit bei Patienten mit Tumoren im linken Temporallappen dringend empfohlen.