ISSN: 2168-9784
Felix-Martin W, Rafael C
In dieser Übersicht wird auf die veränderten Funktionen von Neurotransmittern und Neuropeptiden im extrapyramidalen System beim primären Parkinson-Syndrom hingewiesen. Bei diesem Syndrom tritt ein verändertes Neurotransmittergleichgewicht in den Kernen des extrapyramidalen Systems mit Hypoaktivität der dopaminergen und GABAergen Neurotransmittersysteme und Hypoaktivität der muskarinischen cholinergen und glutamatergen Neurotransmittersysteme auf. Serotonin wirkt über 5-HT2A-Rezeptoren einem Dopaminmangel im Putamen entgegen. Neuropeptide haben eine modulierende Funktion und beeinflussen die genannten Neurotransmittersysteme. Neurotensinantagonisten an NTS1- Rezeptoren und Antagonisten am μ-Opioidrezeptor könnten eine therapeutische Funktion in der Antiparkinson-Pharmakotherapie haben. Es wird ein Schema beschrieben, das die möglichen neuronalen Kombinationen im neuronalen System einschließt und die genannten Veränderungen der neuroaktiven Substanzen berücksichtigt.
Ein zu untersuchendes wissenschaftliches Problem ist, ob eine pharmakologische Behandlung mit mehreren Zielen, d. h. Zusatzmedikamente wie Agonisten des nikotinischen cholinergen ß2- Rezeptors, A2A- Adenosinantagonisten, 5-metabotrope glutamaterge Rezeptorantagonisten und/oder NTS1 - Rezeptorantagonisten, eine neuroprotektive Wirkung auf dopaminerge Neuronen ausüben und möglicherweise das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können. Bei klinischen Studien mit Parkinson-Patienten muss ein Hauptziel darin bestehen, eine Kohorte von Parkinson-Patienten, die eine monodopaminerge Pharmakotherapie erhalten, mit Patienten zu vergleichen, die eine multizielgerichtete Anti-Parkinson-Pharmakotherapie erhalten. Die motorischen und kognitiven Funktionen könnten mithilfe von Bewertungsinstrumenten bewertet werden, und bildgebende Untersuchungstechniken sollten angewendet werden, um den allgemein fortschreitenden Verlauf der Krankheit zu beurteilen.